Mir stinkts
Sehr geehrter Chef vom Ganzen – ich schreibe Sie an, weil ich so nicht mehr arbeiten kann. Seit 4 Wochen haben wir einen neuen MItarbeiter (Name tut hier nix zur Sache), mit dem ich in meinem Büro zusammensitze. Eigentlich ist er sehr sympathisch, aber er hat ein sehr akutes Hygieneproblem. Damit meine ich, dass dieser Mensch sehr streng riecht. Bei den Temperaturen kann ich ja nun nicht ständig lüften. Und ihm einfach nen Deo oder Seife morgens auf den Tisch zu legen ist auch nicht gerade die feinste Art. Hinzukommt noch die Tatsache, dass er überdies ein sehr schweres After Shave benutzt, was mir zusätzlich Kopfschmerzen bereitet. Wie kann ich das Problem des „Stinkers“ so lösen, ohne ihm auf die Füsse zu treten oder als Mobber hingestellt zu werden? Erbitte um eine schnelle Antwort, Danke im Voraus, Urs Schmied, Human Ressource Leiter eines Grossunternehmens
Sehr geehrter Herr Schmid
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Die einen stehen auf Tabac, Polo, Cool Water, Bleu de Chanel oder Aqua di Giò, die anderen auf Géstanque. Oder Nature. Wussten Sie, dass Steve Jobs gemäss seiner lesenswerten Biografie in einer frühen Hippie-Phase nur einmal die Woche geduscht haben soll, weil er meinte dank seiner Ernährung nicht zu riechen?
Da wo ich aufgewachsen bin, nicht im Silicon Valley, aber am Oberen Zürichsee, gab es eine Frau mit einem ähnlichen Problem wie Ihr Mitarbeiter es hat. Man nannte sie «Biber-Trudi». Als besonders problematisch stellte sich bei Trudi heraus, dass Sie regelmässig Bus fuhr. Und niemand neben ihr sitzen wollte. Auch nicht in der Reihe vor oder nach ihr.
Die Fahrgäste hielten sich die Nase zu. Aber das wars dann auch. Nur kleine Kinder und Betrunkene waren ehrlich, mutig oder unschweizerisch genug das Malheur in Worte zu fassen. Und genau das möchte ich Ihnen raten. Sie könnten einen Mitarbeiter-Apéro mit Wodka und Champagner organisieren und darauf hoffen, dass sich jemand ein Herz fasst.
Oder Sie bringen mal wieder ihre Kinder mit ins Büro. Oder organisieren einen Eltern-Kind-Tag in der Firma, damit die Kleinen sehen, wo ihr Papa oder ihre Mama arbeitet. Oder laden eine Schulklasse für eine Bürobesichtigung ein.
Mit duften Grüssen
Ihr Chef vom Ganzen
Lieber Herr Urs Schmied, wenn Sie als Leiter des HR eines Grossunternehmens sich selber nicht zu helfen wissen, dann würde ich sagen Sie haben den falschen Job und, oder haben keine Eier für ein Gespräch unter vier Augen.